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Das Dach Afrikas ist schneeweiß

Mount Kilimanjaro

 

Aller guten Dinge sind drei. Und genau bei meinem dritten Besuch wagte ich das Abenteuer Kilimanjaro. Der höchste Berg Afrikas lag nun vor mir und ich hatte bereits die abenteuerlichsten Geschichten zur Gipfelbesteigung gehört.

 

Ich wanderte insgesamt sechs Tage um den Berg mit seinem Schneedach in 5895 Meter Höhe zu erklimmen. Der Kilimanjaro liegt im Norden des Landes und ist Teil des Kilimanjaro-Nationalpark. Gemeinsam mit einem befreundeten Guide und der Crew von Portern (Träger) und einem Koch startete ich das Abenteuer am Marangu-Gate auf 1800 Meter.

 

Die erste Etappe: Der Weg führte bei afrikanischen Temperaturen durch dichten Regenwald. Ein wunderschöner Pfad führte uns an diesem Tag 7 km zum Mandara Hut hoch auf 2800 Meter. Hier übernachtete ich in einer kleinen Holzhütte.

 

Die zweite Etappe: Geweckt mit dem Service einer heißen Tasse Kaffee und warmen Waschwasser in der Holzhütte begann die Wanderung am Morgen nach meinem ersten Bergfrühstück. Wichtigste Aufgabe während der bevorstehenden Etappe von 12 km: viel Wasser trinken um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Denn der fehlende Sauerstoff in der Höhenluft muss dem Körper kontinuierlich durch den Sauerstoff im Wasser zugeführt werden. Besonders wichtig, da ich mich gegen die Einnahme von Diamax (Pillen gegen Höhenkrankheit) entschieden hatte. Doch jetzt war der Wasserkonsum von 4 Litern pro Tag eine größere Herausforderung als die Wanderung an sich. Die Landschaft veränderte sich mit jedem Höhenmeter. Weniger Bäume-mehr Steine. Am Nachmittag erreichten wir Horombo Hut auf 3700 Metern.

 

Die dritte Etappe: An diesem Tag stand Entspannung und Akklimatisierung im Vordergrund. Wir unternahmen eine kleine 3 stündige Wanderung zum Zebra-Rock auf 4000 Metern und kehrten zum Horombo Hut zurück. Die Temperaturen waren mittlerweile keinesfalls mehr afrikanisch und die Sonne verlor den Kampf gegen Nebelwolken und Regen. Unangenehm! Trotz Kälte bestand die Aufgabe vier Liter Wasser zu trinken, was mit heißem Tee in einer großen Gemeinschaftsholzhütte zu bewältigen war. In der Nacht lassen Temperaturen von 5-10 Grad ohne Heizung einen Daunenschlafsack zum Wunder werden.

 

Die vierte Etappe: Zum Sonnenaufgang trank ich den ersten Tee. Auf Kaffee verzichtete ich nun, da das Koffein in dieser Höhe Kopfschmerzen und Herzrasen verursacht. Es war weiterhin kalt, aber der Tag überraschte mit Sonnenschein und der Blick auf den Gipfel des Kilimanjaros und den Mount Mawenzi war frei. 10 km lagen vor uns und die Laufgeschwindigkeit war aufgrund der Höhe bereits deutlich reduziert. Wandern im Slow-Motion-Modus. Ich genoss die Langsamkeit und die einzige Aufgabe einen Fuß vor den anderen zu setzten -langsam. Die Landschaft wurde karger und steinwüstenartig, wodurch jede kleine Blume mit ihrer Farbe zum Highlight wurde und meinen Swahili-Wortschatz um die Farben erweiterte. Am Nachmittag freute ich mich auf Sonne tanken ohne Bewegung mit Blick auf den Mount Mawenzi am Kibo-Camp auf 4700 m. Das Abendessen wurde an diesem Abend um 17 Uhr serviert und um 18 Uhr ging ich schlafen. Die Gipfelnacht lag vor mir und ich war aufgeregt wegen allem! Inzwischen hatte ich doch angefangen Pillen gegen Höhenkrankheit zu nehmen. Ich bekam sie von einer Schweizerin geschenkt, die meinte ohne wäre es vielleicht nicht möglich. Mein Guide war der Überzeugung mein Körper bräuchte sie nicht, meine Psyche jedoch schon. Die Sauerstoffsättigung in meinem Blut lag immer im grünen Bereich, ich trank aus purem Respekt vor der Höhe Tasse um Tasse und testete wie viele Lagen Kleidung ich übereinander ziehen konnte.

 

Die fünfte Etappe: Die Gipfelnacht. Ich wachte um 22 Uhr nach vier Stunden Ruhephase wieder auf. Ebenso meine drei südkoreanischen Zimmermitbewohner. Zeit fürs Frühstück. Auch für die asiatischen Mitbewohner. Für sie gab es ihr eigens aus Korea mitgebrachtes Fertiggericht, Trockenfisch und Sojabohnen. Gewöhnungsbedürftig zum Frühstück – ich war sehr zufrieden mit meinem Haferschleim und Pfannkuchen.

 

Danach ging es los. Alles angezogen. Unzählige Lagen von T-Shirts, Langarmshirts, Fleecejacke, Daunenjacke, Regenjacke, mehrere Leggins, Skihose, Regenhose, Schals und Mützen, überdeckt von Kapuzen. Am Ende schlüpfte ich in zwei paar Handschuhe und war mir nicht sicher, ob ich mich in diesem Michelin-Outfit überhaupt irgendwohin bewegen konnte. Aber der Weg führte uns langsam, sehr sehr langsam im Schein der Kopflampe nach oben. Die ersten vier Kilometer kosteten mich vier Stunden und einen Powerriegel. Nach drei Stunden Aufstieg war der Schlauch meines Camelbags zugefroren und ich stieg auf Tee trinken aus der Thermosflasche um. Angekommen am Gilmanspoint, war ich nun auf 5600 Meter und sehr froh das steilste Stück der Etappe geschafft zu haben. Jetzt lief ich durch hohen Schnee mitten in Afrika.

 

Nachdem wir den Stellapoint (5700 m) nach weiteren 45 Minuten erreicht hatten brach die für mich anstrengendste Stunde an. Es war kalt. Minus 10 Grad und die Luft gefühlt ohne Sauerstoff und ein eisiger Wind machten die letzten Höhenmeter nicht leichter. Pünktlich zum Sonnenaufgang  war ich da - am Uhuru-Gipfel auf 5895 Metern, dem höchsten Punkt Afrikas und dem höchsten Punkt den ich je bisher erklommen hatte. Verrückt, ein lang ersehnter Traum war spürbar kalt um 6:15 Uhr.

 

Wir nahmen ein paar Beweisfotos und dann hieß es, die nächste Runde rückwärts. Nach drei Stunden Abstieg erreichte ich um 9 Uhr das Kibocamp und ging augenblicklich glücklich schlafen! Doch um zehn Uhr, zur besten Frühstückszeit gab es schon wieder Mittagessen und weitere 10 km Rückweg zum nächsten Camp lagen vor mir. Ein grandios verschobener Tagesrhythmus. Erstaunlicherweise fühlte ich mich fit.

 

Die sechste Etappe: Leider neigte sich das grandiose Erlebnis schon dem Ende und wir liefen 19km zurück zum Marangu-Gate. Wir genossen die immer wärmeren Temperaturen und gleichzeitig den Schatten der wiederkehrenden Bäume. Zum Abschluss gab es ein traditionelles tansanisches Mittagessen mit Fisch und Ugali (Maismehlbrei) und von meinem 65 jährigen Mitwanderer aus Australien bekam ich ein Finisher-Shirt geschenkt-so lieb.

 

Nach einem Abschlussgruppenfoto und der Überreichung des Kilimanjaro-Zertifikat fuhr die Crew inklusive mir ziemlich müde zurück nach Moshi.

 

Vielen Dank liebe Kili-Crew für dieses wahnsinnig tolle Erlebnis!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Diana (Dienstag, 05 März 2019 19:50)

    Was für ein großartiges Erlebnis und eine tolle sportliche Leistung, liebe Judith!!! ������ Wir verfolgen deine Abenteuer immer intensiv und mit großem Interesse! ��