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Magische Begegnungen

Botswana

 

Botswana – da war ich nun, leider ohne Gepäck. Das war auf meinem Flug von Johannesburg nach Maun wohl irgendwo liegen geblieben. Erstaunlicher Weise stresste mich dieser Umstand kaum. Dies kam wohl auch daher, das man hier auf verlorenes Gepäck recht gelassen und routiniert reagierte. Angesteckt von der afrikanischen Gelassenheit erfreute ich mich gleich am Flughafen einer guten Begegnung und wurde kostenlos privat zu meinem Hotel gebracht. Dort genoss ich einfach zwei Tage wartend im wunderschönen Old Bridge Backpacker. Doch als mein großer Backpack-Rucksack mit meinem gesamten Hab und Gut dann doch noch ankam, war ich auch ein bisschen froh 😉. Denn jetzt konnte ich meine ersten Ausflüge ins Naturwunder Okawango-Delta planen. Ich buchte eine dreitägige Mokoro-Tour. Mokoro sind die traditionellen Einbaum-Boote der Menschen im Delta. Hierauf verluden wir unsere Campingutensilien und wurden von Castro und seinen Kollegen gekonnt durch die schmalen und endlosen Kanäle des Deltas gebracht. Auf einer Insel im Delta errichteten wir unser Wildcamp. Für die nächsten drei Tage hieß es, schlafen im Zelt in freier Wildbahn, Kochen auf dem Feuer, Baden im Fluss und die Toilette war ein Loch hinter den Büschen. Soviel zum Campen, doch viel aufregender waren die Erkundungsgänge durchs Delta. Immer auf der Suche nach einer frischen Tierspur oder die Analyse des Tierkots auf den Wegen führte uns schließlich ganz in die Nähe eine großen Elefantenbullen. Es ist eindeutig aufregender dem grauen Riesen ohne ein schützendes Auto zu begegnen, denn plötzlich wirkte er noch viel mächtiger. Daher war auch unser Guide immer auf der Hut. Ständig checkte er die Windrichtung und führte uns stets in den Abwind des Elefanten, damit dieser uns nicht riechen konnte. Zum Sonnenuntergang beobachteten wir die Flusspferdfamilie, die sich auf ihren nächtlichen Landspaziergang zum Grasen vorbereitete. Doch als die Tiere sich in Bewegung Richtung Ufer machten, machten auch wir uns auf den Weg, um nicht die eindeutige Nilpferdstraße aus dem Fluss an Land zu versperren.

 

Am Abend genossen wir Lagerfeueratmosphäre, einen funkelnden Sternenhimmel und lauschten dem Gebrüll von Löwen, Elefanten und Nilpferden um uns herum. Aufregend! Neue magische Stimmung brachte die Wanderung zum Sonnenaufgang mit Zebraherden, die im Nebel grasten. Es blieb magisch, denn eine Fahrt auf den Kanälen des Okawango-Deltas im Sonnenuntergang und die Sichtung einer kleinen Leopardenschildkröte am nächsten Tag erfreuten mich so sehr. Letztlich hatte ich sogar die Möglichkeit das Zuhause von Castro und seiner Frau zu besuchen und einen Eindruck vom Dorfleben im Delta zu bekommen.

 

Das war Botswana Teil 1. Ich befürchtete leider schon, dass meine Reise durchs Land schon bald  wieder aufhören würde, da es ohne eigenes Auto und ausschließlich öffentlichen Verkehrsmitteln quasi unmöglich oder zu teuer schien die weiteren Teile des Landes mit seinen Naturschauspielen zu erkunden. Doch wie der Zufall es so wollte traf ich am Abend meiner Rückkehr aus dem Delta:  Yarden aus Israel. Sie befand sich genau im gleichen Dilemma mit den gleichen Reisewünschen und so beschlossen wir kurzer Hand unsere Reise durch Botswana gemeinsam fortzusetzen und ein eigenes Auto mit Dachzelt zu mieten.

 

Nach einigen Orgatagen konnte es tatsächlich losgehen. Um etwas Geld zu sparen suchten wir weitere Mitreisende und vermieteten unser zweites Dachzelt und die Rücksitzbank an interessierte Mitreisende. So gesellten sich am Abend vor unserer Abreise spontan Peter und Domenika aus der Slowakei zu uns und wir erkundeten gemeinsam den Moremi-Nationalpark und Chobe Nationalpark bis wir in Kasane an der Grenze zu Sambia ankamen. Ein riesiges Allrad-Auto hatten wir da. Doch das brauchten wir auch auf den unbefestigten teils sandigen, teils schlammigen Wegen in den Nationalparks. Das fühlte sich nach Abenteuer wie im Safarifilm an. Übernacht campierten wir im Park auf Campingplätzen, die jedoch eher freie Flächen in freier Wildbahn waren. Das hieß, die Tiere konnten auch hier jederzeit vorbeikommen. Und das taten sie auch und bescherten uns am Morgen eine verlängerte Zeltruhe, da der Elefant nur wenige Meter vor unserem Auto war und wir nicht raus konnten. Die Elefanten waren während meiner Botswana-Reise neben all den lieben Menschen meine magischen Begegnungen! Unvergesslich bleibt mein „Frühstück mit Elefant“. Wir hatten beschlossen eine Kaffeepause an einem kleinen See im Park einzulegen. Umgegung gecheckt, alles ruhig -  wir beschlossen, dass man es wohl wagen konnte das Auto zu verlassen um Kaffee zu kochen. Das Wasser kochte im Kessel auf dem Gas, das Müsli war in die Schalen verteilt, da kam ein weiterer Gast zum See. Auf der anderen Seite des Sees genoss nun ein Elefant, glücklicherweise unbeeindruckt von uns, das frische Wasser. Gehen oder bleiben? Wir entschlossen uns für bleiben und dies bescherte uns eine der magischsten Kaffeepausen, die man wohl haben kann!

 

Durchaus beeindruckt und diesmal keineswegs entspannt waren wir erneut an diesem Tag von einer riesigen Elefantenherde, die sich exakt auf unserem Fahrtweg befand. Diesmal blieb uns nur der Rückwärtsgang bis wir außer Sichtweite waren und hofften darauf, dass die Elefanten den einzigen Weg nach nicht allzu langer Zeit wieder freigaben und weiterzogen. Das taten sie. Als wir 15 min später vorsichtig um die Kurve fuhren um die Wegsituation zu überprüfen, waren die Elefanten wie vom Erdboden verschluckt und fünf Giraffen säumten, jedoch deutlich relaxter, den Wegesrand und wir setzten unsere Safari fort.  Solange, bis wir erneut gestoppt wurden. Allerdings diesmal von einem riesigen Ast der sich unter unserem Auto verkeilt hatte. Wir mussten also wieder raus aus dem Auto, und uns mit Axt und Säge befreien. Solange die Fahrt am Ende immer fortgesetzt werden kann, gehören diese Erlebnisse definitiv am Ende zu den Highlights einer Selbstfahrer-Safari im Nationalpark. Wir hatten jedenfalls Spaß und kamen letztlich im Sonnenuntergang nach drei Tagen in Kasane auf einem Campingplatz an und erfreuten uns der guten Duschen 😊.

 

Hier verabschiedeten sich unsere Abenteuerfreunde nach Sambia und Yarden und ich reisten alleine weiter. Unser nächstes Ziel waren die Sua-Salzpfannen im Makgadikgadi-Pfannen-Nationalpark (Makgadikgadi bedeutet „lebloses Land“). Sie gehören zu den drei größten Salzwüsten der Erde und dehnen sich über eine Fläche von insgesamt 8200km² aus.  In Gweta trafen wir uns mit Arno. Er kommt aus Südafrika und arbeitete in Botswana. Er freute sich uns an seinem freien Wochenende zu begleiten und so begaben wir uns zu dritt auf den Weg. Unscheinbare Wegweiser auf unbefestigten Wegen durch kleine Dörfer führten uns schließlich zur bekannten Kubu-Insel. Eine Erhebung mit vielen Baobab-Bäumen inmitten der Salzpfannen. Hier gab es einen Campingplatz im Nichts, einem der wenigen Orte der Welt mit 100 prozentiger Dunkelheit. Doch erstmal waren wir fasziniert von einer scheinbar unendlich weiß strahlenden Fläche, die auch noch in der Dunkelheit wie Schnee leuchtete. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang mit kühlem Savanna gab es Lagerfeuer und typisch für Botswana und Südafrika „Braai“ (Grillen über dem Feuer). Um nichts zu verpassen standen wir zum Sonnenaufgang wieder auf und genossen ein weiteren magischen Frühstückskaffee, denn den kochten wir spontan mitten auf den Pfannen.

 

Bevor wir zur nächsten Attraktion Botswanas reisten, machten wir erstmal eine kleine Pause und verweilten zwei Nächte auf einem eigentlich noch nicht eröffneten Campingplatz. Hier waren wir daher die Einzigen und die Ersten die Pool, Bar und Duschen benutzten …das lässt sich aushalten. Gemütlich fuhren wir danach inmitten der Nationalparks in Richtung Serowe. Das ein oder andere Mal mussten wir tatsächlich stoppen, da Elefanten die Straße blockierten, deutlich öfter wurde die Straße jedoch von den unzähligen Eseln in Botswana belagert. Ansonsten fanden wir die Hauptstraßen Botswanas menschen- und autoleer. In der Nähe von Serowe besuchten wir für eine Nacht die Nashorn-Sanctuary (Zufluchtsort). Ein Gebiet ähnlich wie ein Nationalpark mit verschiedenen afrikanischen Wildtieren, aber vor allem einer großen Population geschützter Nashörner. Nachdem ich nachts von einem großen Kudu (Antilope) direkt neben unserem Auto aufgeweckt wurde, hatten wir am Morgen ebenfalls Glück und sahen die riesigen und bedrohten Tiere. …erneut magisch!

 

Langsam neigte sich unsere Zeit in Botswana dem Ende zu. Das bedeutete auch, dass wir unser sehr liebgewonnenes Riesenauto, bald wieder abgeben mussten. Wir brachten es zur „Waschstraße“ um die Abenteuer der letzten zwei Wochen abzuwaschen und fuhren in die Hauptstadt Gaborone. Von hier ging es am nächsten Tag weiter, diesmal mit dem Bus, und zwar nach Johannesburg in Südafrika. Am Ende wurde also aus einem beinahe sehr kurzen Aufenthalt, fast ein ganzer Monat mit vielen magischen Begegnungen und Momenten!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Friedhelm (Montag, 15 Juli 2019 10:33)

    Danke für den ausführlichen Bericht. Hört sich klasse an. It sounds magic ;)