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Reise Warm-Up bis Quarantäne-Cool-Down

Deutschland bis Namibia

Nachdem sechs Koffer ohne Probleme eingecheckt wurden, mir der Boardingpass ausgehändigt wurde, obwohl ich keinen negativen Coronatest hatte, war ich erstmal froh. Als dann die letzte Verabschiedung von meiner ganzen Familie geschafft war, schaltete sich der Reisemodus an. Sicherheitskontrolle am Flughafen, Passkontrolle für außereuropäische Flüge, Wasser und Laugenbrezel einkaufen und dann, BOARDING.

 

Hier fragte man nochmal ungläubig nach, ob ich meine aufgegebenen Gepäckstücke denn auch bezahlt hätte. Ich hatte eine Quittung als Beweis. Laut Aussage der namibischen Botschaft musste ich mit einem Arbeitsvisum meinen Coronatest erst in Namibia am Flughafen machen und danach in Quarantäne. Das erschien dem sehr entspannten Flughafenpersonal bei der Boardingkontrolle auch logisch. So saß ich tatsächlich abends um acht erleichtert und aufgeregt in einem fast leeren Flugzeug. Selten oder nie hatte ich vier Sitzplätze für mich und so legte ich mich nach dem Abendessen schlafen und wachte erst zum Frühstück wieder auf. Zehn Stunden 30 Minuten vergingen im Flug 😉

 

In Namibia landeten wir mit Sonnenaufgang. Das Aussteigen aus dem Flugzeug verlief dann schon sehr strukturiert. Jede Reihe wurde nacheinander aufgerufen die Maschine zu verlassen. An der Treppe wurde jeder einzeln von den Mitarbeitern der namibischen Gesundheitsbehörde in Empfang genommen. Vorzulegen war: Der Reisepass und der negative Coronatest. Und spätestens hier war es dann nicht mehr ganz so entspannt. Mein gedrucktes Dokument der namibischen Botschaft mit dem Hinweis, mein Test werde am Flughafen durchgeführt, interessierte hier niemanden. Die erste Reaktion: „Dann müssen Sie jetzt wieder zurück nach Deutschland fliegen.“ Das wollte ich so nicht glauben und akzeptieren. Ich erklärte nochmals meine Situation und auch die identische Situation meines Kollegen drei Wochen zuvor. Man konnte es sich nicht vorstellen und meinte es sei vor drei Wochen ein Fehler unterlaufen. Die namibische Botschaft habe sich vertan und ich hätte jetzt ein Problem. Auch meine bereits gebuchte Quarantäneunterkunft interessierte hier niemanden. Ich wurde schließlich doch mit ins Flughafengebäude genommen. Hier wartete ich, trotz entspanntem Flug irgendwie gerädert, endlose Minuten. Dann stand der nächste Gesundheitsbeauftragte vor mir. Ich hätte zwei Möglichkeiten: Zurück nach Deutschland oder 14 Tage in eine staatlich bestimmte Quarantäne unter Aufsicht. Ahhhh, das klang beides nicht nach meiner Vorstellung. Ich diskutierte also weiter, telefonierte mit meiner Kontaktperson im namibischen Reisebüro und siehe da – mir wurde mitgeteilt, ich hätte Glück. Ausnahmsweise dürfte ich zur gebuchten, übrigens zertifizierten, Quarantäneunterkunft. Ich bewegte mich ein paar Schritte weiter Richtung Einreise. Ich wurde fotografiert und durfte dann zur nächsten Station: Visastelle. Kritisch betrachtete man meinen leeren Reisepass und fragte mich nach dem alten Pass mit Visum. Ich legte den Nachweis zum Arbeitsvisum vor. Nach kurzem abwägen erhielt ich eine zweiwöchige Aufenthaltsgenehmigung, um später im Ministerium mein Visum eintragen zu lassen. Anders als mein Kollege drei Wochen zuvor, musste ich meinen Pass nicht abgeben. 

 

Jetzt erst fielen mir meine Gepäckstücke wieder ein. Da ich mittlerweile der letzte Passagier im Flughafen war, lagen glücklicherweise alle sechs Koffer unbeschädigt vor dem Gepäckband. Der Mann der Gesundheitsbehörde half mir beim Aufladen und wich mir nicht von der Seite.  Los geht´s. Nein, einmal wurde ich natürlich noch nach meinem negativen Testergebnis gefragt. Die Erklärung wurde zum Glück übernommen. Nach der gefühlt fünften Desinfektionsstation auf 100 Metern sollte mein arrangierter Transport warten. Leider doch nicht. Er hatte sich zwischenzeitlich dazu entschlossen die Flugzeugcrew zu befördern. Auch hier musste dann halt nochmal telefoniert werden. Noch während des Gesprächs mit dem Manager der Unterkunft stand plötzlich wieder einer seiner Fahrer vor mir und wollte mich mitnehmen. Ich konnte das Gebäude in die richtige Richtung verlassen. Ich musste mich nur noch kurz beim Gesundheitsbeauftragten abmelden. Doch der war auf einmal verschwunden. Er tauchte zum Glück wieder auf und forderte mich auf ihm möglichst schnell per WhatsApp meinen kompletten Namen zu senden. Also speicherte ich nun erstmal seinen Namen ab. Ich versicherte ihm, dass ich mich melde und wollte nur schnell weg.

 

Nach einer halben Stunde Fahrt auf typisch namibischen Schotterpisten erreichten wir die Lodge inmitten eines großen Wildparks. Aufgrund der Quarantäne wurde ich direkt zu meinem Haus gebracht. Mein Zuhause für die nächsten neun Tage. Riesig mit drei Schlafzimmern, Küche, Wohnzimmer, zwei Bäder, Terrasse mit Ausblick über das Wildreservoir. Wunderschön und luxuriös! Doch nach vier Stunden Einreisediskussion und keinem weiteren Haus in Sicht fühlte ich mich etwas verloren im Paradies. Da der Kontakt zur Außenwelt weder über das Telefonnetz, noch über WLAN möglich war, legte ich mich dann einfach schlafen bis mir die erste Mahlzeit frei Haus geliefert wurde.

 

Mittlerweile funktionieren Internet und die Kommunikation mit Freunden und Familie sehr gut. Die Mediathek hält ein gutes Angebot bereit und ich lese sogar Bücher 😉. Außerdem wird mir dreimal täglich Essen gebracht. Nahrungstechnisch bin ich also überversorgt, dafür ging schon der Kaffee aus. Aber auch der wurde nachgeliefert. Auf den Coronatest warte ich noch immer, wahrscheinlich wird dieser an Tag 7 durchgeführt.

Ich habe mich akklimatisiert: Frühstück in der Morgensonne, Parkspaziergänge durch unendliche Weiten mit Zebras, Giraffen und Kudus und Yoga bei Sonnenuntergang. Eine Routine hat sich eingestellt und ich genieße ein Kontrastprogramm zu den letzten hektischen, aber auch schönen Tagen in Deutschland.

 

Anmerkung: Nach meinem ganz wichtigen „Special Permit“, einem obligatorischen Dokument zur Einreise zu Coronazeiten, hat mich niemand gefragt 😊…gut so, hatte ich nämlich auch nicht!

 

(Trotz hartnäckiger Versuche von meiner Schule und mir ein „Special Permit“ zu bekommen. Es blieb bei „in Bearbeitung“.)

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Kommentare: 6
  • #1

    Caroline (Dienstag, 29 September 2020 21:14)

    Ohhhhh, hast du die Ruhe bewahrt, liebe Judith, wie spannend alkein deine Anreise! Hm, Spaziergang mit Zebras und Giraffen, Kudus muss ich google äh, never heard... bin ich froh, dass du meine Nachbarin warst und ich jetzt mit dir nach Afrika reisen kann. LG xx c

  • #2

    Martina (Dienstag, 29 September 2020 21:28)

    Es fängt ja schon richtig spannend an. Ist nicht zu toppen. Jetzt auf jeden Fall wünsche ich weiter eine entspannte Quarantäne und freue mich, dir weiter zu folgen. Kudus kenne ich auch nicht.
    Liebe Grüße aus old Bornheim
    Martina

  • #3

    Heike und Jan (Mittwoch, 30 September 2020 08:59)

    Wir freuen uns sehr, an deinem neuen Afrika Abenteuer teilhaben zu dürfen.
    Ganz schön Nervenkitzel zu Beginn....
    Bleib gesund!
    Liebe Grüße Jan und Heike

  • #4

    Tessa Razzaghi (Mittwoch, 30 September 2020 18:50)

    Sieht toll aus Judith, wir wünsche dir viel Spaß und noch eine gute Reise.
    Viele liebe Grüße aus Köln
    Serafin und Tessa

  • #5

    Constanze (Donnerstag, 01 Oktober 2020 16:34)

    Hallo Judith,

    ich freue mich riesig ueber deine Reise-und Erfahrungsberichte.. Kann die Einreiseprozedur absolut nachempfinden �Bin gespannt, wie es in der Schule läuft.. Herbstlich koelsche Grüße �‍♀️

  • #6

    Diana, Hartwig und Lenni mit Elli & Blue (Donnerstag, 15 Oktober 2020 14:44)

    Liebe Judith,
    was für eine spannende Anreise. Da hast du dich ja direkt ins Abenteuer gestürzt!
    Und wie glücklich du wieder aussiehst, sobald du nur den afrikanischen Kontinent betrittst ��.
    Wir freuen uns wieder sehr mit dir und genießen es, beim Betrachten der Fotos mit dir mitreisen zu können.
    Elli & Blue vermissen dich auch ���.
    Glg aus der Hardtstraße