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Back to School

Windhoek

So langsam hatte ich mich in meiner Quarantäneunterkunft häuslich eingerichtet. Und auch meine Spaziergänge wurden immer ausgiebiger. So kam es, dass mein Abendessen geliefert wurde und ich noch auf dem Weg war. Als ich dem Auto begegnete, reichte man mir kurzerhand den Teller irgendwo im nirgendwo. So lange habe ich mein Abendessen noch nie nach Hause getragen. Zum Glück ist es in Namibia zu dieser Zeit schon wieder warm. So wurde mein Essen bei 30 Minuten Fußmarsch gar nicht kalt 😉 Herrlich, ich freundete mich mit dem Gedanken an hier noch länger als geplant zu verweilen. Was heißt geplant!? Ich glaube einen genauen Plan gab es nicht.

 

An Tag sieben kam jedenfalls kein Corona-Test-Team. Die Lodge-Managerin fragte aber, ob ich den nächsten Tag aus-checke. Ich hatte keine Ahnung. In der Schule war man davon ausgegangen, dass ich getestet wurde. Das Gesundheitsministerium hatte nämlich bei der Schule angerufen und gefragt wo ich eigentlich sei!? Auch nachdem erneut der Kontakt zur Lodge hergestellt wurde, meldete sich niemand. Einen Test durfte durch den privaten Arzt der Lodge (der eigentlich Tierarzt ist) nicht durchgeführt werden. Das Test-Center in Windhoek wurde ebenfalls abgelehnt. Die einzige Option war definitiv das offizielle Covid-19-Testteam. Doch das kam nicht…nicht an Tag 7, 8, 9, 10. Da bekam ich überraschend eine Mail meiner Schule. Man würde mich an Tag 11 aus der Quarantäne abholen. Begründung: Es reicht jetzt! Über einen Corona-Test wurde nie mehr geredet.

So war am Samstag den 3. Oktober meine Quarantäne plötzlich vorbei und ich erneut aufgeregt! Morgens wurde ich nach einem letzten Kaffee in der Morgensonne abgeholt und zur Rezeption gebracht. Hier gab es einen Pool und Frühstücksbuffet. Diese Unterkunft kann also ohne Quarantäneregeln noch einiges mehr. Vielleicht ein gutes Anfangsziel für meine Gäste hier in Namibia.

 

Ich wurde von meinem neuen stellvertretenden Schulleiter persönlich abgeholt. So war mein erster direkter persönlicher Kontakt fast so etwas wie ein Vorstellungsgespräch. Ich wurde sehr freundlich empfangen. Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir Windhoek. Zur Einstimmung wurde ich gleich auf den hiesigen Biomarkt mitgenommen. Im Anschluss erhielt ich eine erste Schulführung an der DHPS (Deutsche Höhere Privatschule). Ich habe noch nie in so einer großen Schule gearbeitet und werde wohl in den nächsten Wochen mit Lageplan von Klasse zu Klasse laufen 😉. Ausgestattet mit dem DHPS-Starterkit konnte ich nun gut vorbereitet auf meinen ersten Arbeitstag am Montag blicken.

 

Doch zuvor kam noch Ankunft-Namibia-Stufe III. Ich zog in meine neue WG mit Markus ein. Markus ist ebenfalls Lehrer aus Deutschland und nur einige Wochen zuvor aus Deutschland angereist. Gemeinsam wohnen wir nun in einer Lehrerwohnung auf dem Schulgelände neben dem Schülerinternat. Ich war sofort begeistert. Hier kann ich mich wohlfühlen. Mein erster offizieller Abend in Freiheit begann gleich in geselliger Runde im Urban Camp, bei einem kühlen Savanna  (Cider). Die ersten Kollegen kannte ich jetzt also auch schon.

 

Back to School! In der Schule war ich jetzt echt schon lange nicht mehr. Und diese Schule startet gleich um sieben Uhr mit der ersten Stunde!!! Für mich bedeutete das sehr früh aufstehen und die Klasse 8 kurz nach Sonnenaufgang mit Kunst zu überzeugen. Doch auch hier wurde ich freundlich empfangen und das Projekt Graffiti-Namensschilder aufgeschlossen angenommen. Die Namenschilder bekommen in Zeiten von Corona gleich eine noch größere Bedeutung. An der DHPS tragen alle Schüler und Lehrer dauerhaft eine Maske. Zudem tragen die Kinder Schuluniform. Ein ungewohnt einheitliches Bild, was das Namenlernen nicht einfacher macht 😉. Ich trage übrigens keine Schuluniform. Zum Glück.

Neben den Kunsträumen ist das Förderzentrum der Schule mein neuer zentraler Arbeitsort. Ein kleines gemütliches altes Haus auf dem Gelände. Hier arbeite ich mit drei anderen Kolleginnen zusammen. In meiner ersten Woche ergaben sich gefühlt jeden Tag neue Arbeitsbereiche und Aufgaben und ich bin sehr gespannt auf die kommenden Wochen.

Doch auch das Wochenende hat seinen Reiz. So hatte ich gleich samstags die Möglichkeit an einer kleinen Wanderung teilzunehmen. Ich muss wohl sehr gerne wandern, dass ich für diesen Ausflug am Samstag noch früher aufgestanden bin als für die Schule. 6:00 Uhr Wanderstart! Es hat sich gelohnt. Die Luft war noch frisch und das Sonnenlicht wunderschön. Der Neustart war erfolgreich!

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Babs (Samstag, 24 Oktober 2020 17:26)

    Liebe Judith,
    es macht wirklich Spaß deine Berichte zu lesen. Und es ist wirklich ein tolles Land in dem du jetzt lebst und arbeitest. Ich wünsche dir weiterhin eine gute Zeit und hoffe, dass du gesund bleibst. Ganz liebe Grüße auch von Frieder.
    Deine Babs

  • #2

    Sara (Samstag, 24 Oktober 2020 17:35)

    So schön durch deine lebhaften Erzählungen bisschen in deine Welt einzutauchen. Machs guuut :)

  • #3

    Martina (Samstag, 24 Oktober 2020 19:50)

    Liebe Judith, ich freue mich sehr über deine Fotos und die lebendigen Zeilen. Man denkt, man ist selbst vor Ort. Die Schule sieht gut aus, in der WG Unterkunft kann man aber richtig gut leben. Eine spannende Zeit für dich. Schön, dass ich daran teilhaben darf. Alles Liebe Martina

  • #4

    Diana, Hartwig und Lenni mit Elli & Blue (Sonntag, 25 Oktober 2020 15:35)

    Liebe Judith,
    das klingt ja alles nach einem tollen Start mit afrikanischer Gelassenheit. In die Lodge würden wir auch gerne einmal einziehen �.
    Und dein guter Eindruck von der Schule und dem aufgeschlossenen Team (Schulleitung & Kollegium) scheint sich ja zu bestätigen.
    Die Fotos sind wieder großartig und vermitteln einen tollen Eindruck ... es ist so schön, auf diese Weise mit dir „mitreisen“ zu können. Sei herzlich umarmt �